Operationen bei Analfisteln oder Analabszeß

Fisteloperationen / Analabszess, Abszeßspaltung / Fistelfreilegung

Ein Abszess am After (Analabszess), d.h. eine Eiteransammlung im Afterbereich muss schnellst möglich operiert werden. Hierbei wird Haut- und Unterhautgewebe über dem Eiter entfernt, sodass dieser abfließen kann. Die entstandene Wunde bleibt offen.

Falls möglich sollte eine zugrundeliegende Analfistel identifiziert, gespalten oder über eine Silikondrainage markiert werden. Die Wunde heilt über einen Zeitraum von 4-6 Wochen ab - siehe Merkblatt "postoperativ"

Fistelspaltung

Die Fistel wird durchtrennt und das Fistelgewebe vollständig ausgeschnitten. Gelegentlich wird anschließend eine Schließmuskelnaht angebracht, um ein Auseinanderweichen der wenigen, durchtrennten Muskelfasern im Rahme der Wundheilung zu vermeiden. Es entstehende eine offene Wunde, die über 4-6 Wochen verheilt - siehe Merkblatt "postoperativ"

Fisteldrainage

Ein etwa 2mm dicker, weicher Silikonfaden wird durch die Fistel gezogen. Entlang der Drainage kann Sekret abfließen und eine erneute Eiteransammlung wird vermieden. Durch diese Maßnahme wird die Fistel in einen entzündungsfreien Zustand gebracht und es kann eine Operation erfolgen, mit der die Fistel beseitigt wird:

Die definitive operative Therapie der Analfistel ist komplex und erfordert große Erfahrung des Chirurgen auf diesem Gebiet.

Entscheidende Punkte sind

  1. Identifizierung des exakten Fistelverlaufes
  2. Abschätzen des von der Fistel umfahrenen Schließmuskelanteiles ggf. auch Endosonographie vor der Operation
  3. Abwägung, ob eine einfache Durchtrennung der Fistel (Fistelspaltung bzw. Ausschneidung) möglich ist, ohne den Schließmuskel so zu schaden, dass langfristig (oft erst nach Jahren) ein Problem mit der Stuhlkontrolle (Stuhlinkontinenz) entsteht.
  4. Sollte eine Spaltung nicht in Frage kommen muss ein geeignetes Verfahren zum Fistelverschluss gewählt werden (s.u.)

Fistelverschluss

Der sog. plastische Fistelverschluss mit Flap (Lappenplastik) wird angewandt, wenn zu viel Muskel von der Fistel umfahren wird und eine Stuhlinkontinenz droht. Der äußere Fistelanteil wird bis auf den Schießmuskel ausgeschnitten. Von innen wird dann im Faserverlauf der Muskulatur der innere Fistelanteil sparsam ausgeschnitten und die Muskellücke mit feinsten Nähten wieder genäht. Die Muskelnaht wird dann mit einem Läppchen aus Schleimhaut und muskulärer Darmwand (sog. Mukosa Internus Flap) gedeckt. Die äußere Wund heilt innerhalb von 4-6 Wochen ab (Wundpflege u.a. siehe Merkblatt "postoperativ")

Die Erfolgsaussichten des plastischen Fistelverschlusses sind auch in der Hand des erfahrenen Chirurgen nicht optimal und liegen bei etwa 70%. Falls sich die Fistel nach dem Verschluss erneut öffnet, muss erneut eine Silikondrainage eingebracht werden. Ein erneuter Fistelverschluss erfolgt dann etwa 3 Monate später.

Fistelverschluss mit eine Nitinol Clip (OTSC Proctology®)

Bei diesem Verfahren wird die innere Fistelöffnung durch einen Clip aus Metall verschlossen.

Nitinol ist eine Legierung aus Titan und Nickel … da die Oberfläche mit Titianoxid bedeckt ist sollte auch bei Nickelallergie kein Problem bestehen (Aussage des Herstellers). Der Clip stammt aus der Endoskopie, wo er seit Jahren zum Verschluss von Fisteln und Löchern im Darm im Rahmen von Magen- oder Darmspiegelungen eingesetzt wird. OTSC bedeutet Over The Score Clip d.h. der Clip wird vorne auf das Gerät zur Magen- oder Darmspiegelung (Endoskop) aufgesetzt.

Für den Fistelverschluss am After wurde der Clip modifiziert und ein spezieller Applikatior entwickelt. Der Clip verschließt die innere Fistelöffnung mit seinen federnden Krallen. Dazwischen können Blutgefässe einsprossen, was die Heilung begünstigt (Nähte schnüren lokal die Blutversorgung ganz ab) und die federnde Stellkraft des Clips bleibt immer konstant (Nähte können aufrutschen). Um die innere Fistelöffnung wird etwas Haut und Schleimhaut entfernt um den Clip nicht auf schmerzempfindliche Haut zu setzten. Der Fistelschlauch selbst wird mit einer Büste gereinigt und aufgeraut. Meist wird wie beim plastischen Fistelverschluss ebenfalls die äußere Fistelöffnung entfernt, sodass für 4-6 Wochen hier eine Wunde besteht.

Das Verfahren ist sehr einfach anzuwendenden. Leider verursacht der Clip aber nach der Operation mitunter Schmerzen und muss nach Abschluss der Fistelheilung – frühestens nach 6 Wochen – in Kurznarkose entfernt werden. Stört er nicht kann der Clip belassen werden.

Fistelverschluss mit Laser FiLaC® (Fistula-tract Laser Closure)

Bei diesem rel. neuen Verfahren der Firma biolitec biomedical technolgies wird mit einer Lasersonde entlang oder anstelle der Fisteldrainge in die Fistel eingegangen. Durch den Pilotstrahl – ein Licht am Ende der Sonde – weiss der der Chirurg immer genau wo er gerade ist. Von der inneren Fistelöffnung d.h. im Enddarm nach aussen ziehend wird dann unter Anwendung der Laserenergie der Fistelgang quasi verschweisst. Die innere Öffnung wir Mithilfe einer sich sehr langsam auflösenden Naht verschlossen. Die äußere Fistelöffnung neben dem After wird wie ein kleiner Hautdeckel entfernt, sodaß sich hier keine Flüssigkeit unter der Haut ansammeln kann und totes Gewebe des verschweissten Fistelganges nach aussen abgehen kann. Es bleibt also auch bei dieser Methode aussen eine kleine Wunde zurück, die innerhalb von 2-4 abheilt.

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Spaltung und Rekonstruktion

Das Verfahren beinhaltet die Durchtrennung ggf das Ausschälen der Fistel auch wenn viel Schließmuskel betroffen ist mit sich anschließender sofortiger Rekonstruktion des durchtrennten Schließmuskels.

Andere Verfahren, die derzeit aber von uns nicht eingesetzt werden

Wenn es viele Operationsmethoden für eine Erkrankung gibt, heisst das meistens, dass es die ideale Therapieform (noch) nicht gibt. Neben den o.g. Verfahren, die von uns praktiziert werden gibt es weitere, die hier ohne Bewertung gelistet werden. Bei vorliegen von überzeugenden Studien, werden wir ggf. unsere operative Strategie ändern:

Der Fistel Plug ("Stöpsel") stellt eine alternative Operationstechnik dar. Hierbei wird die Fistel nicht ausgeschnitten. Folgerichtig entsteht nicht der geringste Schaden am Schließmuskel. Der Fistelgang wird ausgekratzt bzw. ausgebürstet und durch die Fistel ein Plug (Stöpsel) aus hochreinem Kollagen (Surgisys® – aus Schweinedarm gewonnen) gezogen. Das Plug wird eingenäht und je nach Situation ggf. aussen eine Drainage- d.h. Abflusswunde geschaffen.

Das klingt zunächst sehr gut, oder? Leider haben sich die ursprünglich beschrieben Heilungsquoten von bis zu 80% nicht bestätigt und die Erfolgsaussichten (d.h. langfristiger Fistelverschluss), dieser zugegebenermaßen sehr eleganten Methode liegen zwischen 25 und 50%. Wir setzen die Methode aus diesem Grund nur bei ausgewählten Fällen ein.

Verklebung des Fistelganges mit Fibrinkleber … neue zähe Fibrinklebstoffe sollen ähnlich wie der Plug funktionieren

ObsidianRFT®

Ambulant oder Stationär?
In der Regel raten wir zur stationären Operation.