Operationen bei Mastdarmvorfall (Rektumprolaps)

Bei schwereren Mastdarmvorfällen oder wenn eine Abbindungsbehandlung (Ligatur) ohne Erfolgt bleibt kommt nur eine Operation in Frage. Das Ausmaß des Vorfalles und die hierdurch verursachen Symptome sind ausschlaggebend für die Art der Operation.

Folgende Eingriffe kommen in Frage

LONGO OPERATION oder Staplerhämorrhoidektomie nach Longo PPH (Procedure for Prolaps and Hemorrhoids)

Bei diesem Eingriff wird durch den After und oberhalb des Afterkanales das Hämorrhoidengewebe mit einem Klammergerät in einem Arbeitsschritt abgeschnitten und die entstanden Wundränder mit kleinen Titanklämmerchen vernäht. Die Methode lässt keine äußeren Wunden zurück, d.h. Sie haben anschließend keinen Pflegeaufwand. Durch die Lage der Nahtreihe oberhalb des Afterkanales sind die postoperativen Schmerzen oft (leider nicht immer) gering.

Abb. Longo (1) uns (2) enth. Teilabb. mit Copyright durch Ethicon Endosurgery a Johnson and Johnson Company
Nutzung unter Lizenzvereinbarung (2012)

Wann wird die Longo Operation durchgeführt ?

Bei mehreren Hämorrhoidalknoten, die ringförmig um den Afterkanal angeordnet sind.

Ambulant oder Stationär?
Der Eingriff wird bei uns nur stationär durchgeführt.

S.T.A.R.R. Prozedur (Stapled TrAnsanal Rectal Resection)

übersetzt: Geklammerte, durch den After durchgeführte Teilentfernung des Mastdarmes

Dieses Verfahren wurde ebenfalls von Prof. Longo entwickelt. Mit dem Klammergerät wird aber im Gegensatz zur Hämorrhoidenoperation nicht nur Schleimhaut mit darunterliegenden Hämorrhoidalgewebe, sondern der gesamte vorfallende Darm entfernt. In zwei einzelnen Klammerungen wird ein etwa 3-4cm langer Darmabschnitt entnommen. Das Risiko ist entsprechend höher als beim reinen Hämorrhoideneingriff. Hält die Klammerung an einer Stelle nicht, kann eine ernsthafte Infektion oder Blutung entstehen. Auch Engstellen im Narbenbereich, die aufgedehnt werden müssen kommen vor. Die Methode selbst und sonstige Risiken wird Ihnen Ihr Chirurg vor dem Eingriff im Detail erläutern.

Abb. S.T.A.R.R. und Contour Transtar S.T.A.R.R. enth. Teilabb. mit Copyright durch Enthicon Endosurgery a Johnson & Johnson Company. Nutzung unter Lizenzvereinbarung 2012

Trotzdem ist dieses Verfahren in der Regel wenig belastend und oft haben Sie am Tag nach der Operation kaum noch Beschwerden.

Ambulant oder Stationär?
Der Eingriff erfordert einen stationären Aufenthalt vom 4-5 Tagen.

CONTOUR TRANSTAR S.T.A.R.R. Prozedur

Das Verfahren ist eine Weiterentwicklung der S.T.A.R.R. Prozedur. Ein geschwungenes Klammergerät ermöglich es dem Chirurgen gezielt auch größere Vorfälle in mehreren Einzelschritten zu entfernen. Die Länge des vorfallenden Darmes, bei der die klassische S.T.A.R.R. Operation rasch an ihre Grenzen stößt spielt hierbei keine Rolle und es können Darmabschnitte bis zu 15cm entfernt werden.

Auch dieser Eingriff ist nicht ungefährlich und sollte nur von einem Chirurgen durchgeführt werden, der große Erfahrung auf dem Gebiet der Mastdarmentfernung über den After hat.

Trotzdem ist dieses Verfahren in der Regel wenig belastend und oft haben Sie am Tag nach der Operation kaum noch Beschwerden.

Ambulant oder Stationär?
Der Eingriff erfordert einen stationären Aufenthalt vom 6-7 Tagen.

REHN DELORME OPERATION

Dieser Eingriff wurde um 1900 erstmals von Edmond Delorme in Paris beschrieben und etwa zeitgleich vom dem deutschen Chirurgen Rehn zur Behandlung des Mastdarmvorfalles durchgeführt. Hierbei wird die Schleimhaut des vorfallenden Mastdarmes ringförmig vom darunterliegenden Muskelschlauch des Darmes abgelöst. Der verbleibende Muskelschlauch wird dann ziehharmonikaförmig durch Raffnähte zusammengezogen bis der Darm nicht mehr nach unten vorfällt. Die überschüssige Schleimhaut wird entfernt und ringförmig wieder Schleimhaut an Schleimhaut genäht. Das Verfahren ist technisch sehr anspruchsvoll. Im klinischen Alltag wird das Verfahren immer weniger eingesetzt und von den geklammerten Verfahren abgelöst. Die Risiken des Eingriffes sind denen der S.T.A.R.R. Prozedur vergleichbar.

Ambulant oder Stationär?
Der Eingriff erfordert einen stationären Aufenthalt vom 6-7 Tagen.

OPERATION NACH ALTEMEIER

Bei diesem sehr alten Operationsverfahren wird über den After der vorfallende Mastdarm entfernt. Das Verfahren wird bei Patienten mit nach außen vorgefallenem Mastdarm (Rektumprolaps Grad III°) angewandt. Mithilfe moderner Präparationstechniken (Ultraschalldissektor, Ultracision®) wird oberhalb des Afterkanales der Mastdarm ringförmig durchtrennt und der gesamte nach unten fallende Mastdarm ausgelöst. Der Darm wird schließlich abgetrennt und mittels Handnaht unten wieder fixiert. Dieses Verfahren ist nicht sehr weit verbreitet und erfordert von Seiten des Operateurs eine große Erfahrung im Bereich transanaler Eingriffe. Die Risiken des Eingriffes sind denen der S.T.A.R.R. Prozedur vergleichbar.

Auch dieses Verfahren ist für die Patienten oft wenig belastend und Sie haben am Tag nach der Operation kaum noch Beschwerden.

Ambulant oder Stationär?
Der Eingriff erfordert einen stationären Aufenthalt vom 6-7 Tagen.

RESEKTIONSREKTOPEXIE

Bei diesen Verfahren wird mittels Bauschnitt oder immer häufiger laparoskopisch der Mastdarm gehoben, um hierdurch das Einstülpen des Darmes zu verhindern. Es erfolgt eine Fixierung des Darmes (Rektopexie) durch Nähte oder Kunstnetze

Wird der Eingriff mit einer Dick- bzw. Mastdarmteilentfernung kombiniert spricht man von einer Resektionsrektopexie.

Beide Eingriffsformen sind komplexe, große Operationen und sollten in spezialisierten Zentren laparoskopisch (d.h. inimalnvasiv) teilweise inzwischen auch robotisch assistiert (DaVinci®System) durchgeführt werden. Falls wir einen derartigen Eingriff bei Ihnen für erforderlich halten, werden wir Sie an ein solches Zentrum überweisen.

Ambulant oder Stationär?
Diese Eingriffe erfordern einen stationären Aufenthalt von 7-14 Tagen.